CORONA KRISE ALS CHANCE 2

Eine Krise bringt besondere Akteure hervor

Das Modul 6 unseres Online-Coachings „Anlässe und Akteursrollen“ ist den Anlässen gewidmet, die geradezu nach Maßnahmen der Einflussnahme schreien und nach Akteuren verlangen, die jeweils bestimmte Rollen einnehmen können. Je nachdem, wie gut sie diese Rollen einnehmen können bzw. wie gut man ihnen diese Rollen abnimmt oder sogar zuspricht, gestaltet sich ihr Einfluss. Wir unterscheiden dabei folgende Situationen und Aufgaben

  • Aufbauen braucht den Gründer
  • Integrieren braucht den Moderator
  • Retten braucht den Retter
  • Optimieren braucht den Organisationsentwickler

 

Angesichts der gegenwärtigen Krisensituation ist der Ruf nach dem Retter oder auch der Retterin nicht zu überhören. Allerdings ist die Bedrohung keine, gegen die wir mit unseren seit Millionen von Jahren angeborenen Mechanismen wie Kampf oder Flucht reagieren können. Der Gegner ist für die normale Bevölkerung physisch nicht sichtbar, nicht greifbar und damit auch nicht angreifbar. Auch unsere solidarischen Kampfmittel, uns unterzuhaken und gemeinsam stärker als der Feind zu sein, versagen.

Bedrohung haben wir bisher vor allem in Situationen wahrgenommen, in denen wir fürchten mussten, dass uns etwas weggenommen würde. So z.B. in der Berufswelt bei Plänen zur Schließung eines Werkes, zur Reduzierung einer Budgets oder ähnliche Maßnahmen. All das sind Anlässe, bei denen nach einem Retter gerufen wird, der dann auch nicht lange auf sich warten lässt und das durchaus auch in mehrfacher Ausführung, aber auch in unterschiedlicher Ausprägung. Vier Möglichkeiten, diese Rolle zu gestalten haben wir in Anlehnung an den Konfliktforscher Fritz Glasl in unserem Modul 6 aufgezeigt und zwar den

  • Volkstribunen
  • Senator und
  • König im Exil

Der Volkstribun findet seinen Nährboden am ehesten in Situationen, in denen ein Gegner sichtbar und bekämpfbar wird. Den Blick auf diesen Gegner gelenkt, fällt es leichter, andere hinter sich zu bringen. Und dies gelingt umso mehr je eher man den Gegner zum Feind hochstilisiert, den es mit allen Mitteln zu besiegen gilt. Und wenn man mit Gebrüll und heftigen Attacken gegen diesen vorneweg geht, desto dichter kann man die Reihen hinter sich schließen. Die Verehrung, die man sich bei den seinen dabei verdient, kann jedoch schnell ins Gegenteil schwenken und man muss fürchten, gemeuchelt zu werden. Und dies vor allem dann, wenn man den Kampf verliert.

Eine solche Interpretation der Retter-Rolle findet in der gegenwärtigen Krise wohl kaum Anhänger. Genauso wenig wie die des Königs im Exil. Dessen Losung „wenn ich etwas zu sagen hätte würde dies alles ganz anders laufen bzw. gelaufen sein“, wird möglicherweise gehört aber nicht als hilfreich betrachtet. Möglicherweise kommen sie später wieder aus der Deckung, wenn das ganze Geschehen nachträglich interpretiert wird.

Gefragt ist gegenwärtig die Interpretation nach Senatoren-Art. Mit Senator wird die Form der Rollengestaltung bezeichnet, in der ein gewählter Vertreter unabhängig von den partiellen Interessen, derer, die ihn ins Amt gebracht haben, Entscheidungen trifft und zwar nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle des Ganzen. Er hat sich nicht als Interessenvertreter einzelner oder einer Gruppe zu verstehen, sondern als jemand, der bemüht ist das Beste für die Allgemeinheit zu entscheiden, auch wenn es gegen die Vorteile derer gerichtet ist, die ihn gewählt haben. Vertrauen in sein Urteil ist die Basis.

In der gegenwärtigen Krise sind es vor allem die zuständigen Fachwissenschaftler, denen man dieses Vertrauen schenkt im Kampf gegen einen für die Mehrheit unsichtbaren Feind. Wem es dann noch gelingt, das nebulöse Geschehen, das eine Virusinfektion darstellt, einigermaßen sichtbar, verstehbar bzw. nachvollziehbar zu machen, liefert die von der Mehrheit akzeptierte Interpretation und damit auch der auf dem Expertenwissen getroffenen Entscheidung. Und wer in der Corona Krise sich in den Medien informiert, wird immer wieder auf dieselben Gesichter treffen.

Unterhalb dieser offiziellen Ebene entstehen in dieser Zeit eine Vielzahl von kleinen Rettern im Alltag, die Initiative entwickeln und durch originelle Ideen, z.B. die Versorgung der Gesellschaft und vor allem die der besonders hilfsbedürftigen, weil gefährdeten Personen sichern helfen. Es sind diejenigen, die neue Organisationsformen kreieren in Zeiten, in denen die alten nicht mehr funktionieren, die ihre eigene Bequemlichkeit überwinden zum Wohle anderer, die sich Formen der Kommunikation ausdenken, die den unterbundenen physischen Kontakt unter den Menschen ersetzen oder wenigstens kompensieren können. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sich aus solchen Initiativen Aktivitäten entwickeln, die nach dem Ende der Krise sich in einer neuen Aufbaudynamik fortsetzen und Akteure hervorbringt, die eine neue Aufbauphase begründen und damit in eine neue Rolleninterpretation und zwar in die eines Gründers geradezu nahtlos überleitet.

 

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